Auf die Anatomy-Dilogie bin ich dank meines Besuchs bei der Frankfurter Buchmesse gekommen. Zugegeben, von allein hätte ich wahrscheinlich nicht zu diesem Buch gegriffen, daher bin ich umso glücklicher, dass es mir empfohlen worden ist. Denn die Geschichte von Hazel und Jack ist definitiv genial. ❤
Jeder Arzt, der eine Krankheit oder eine alltägliche Verletzung wirksam behandeln will, muss sich zuerst mit der Anatomie vertraut machen.
Anatomy – Eine Liebesgeschichte, S. 14.
Worum geht es?
Hazel lebt mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder auf Hawthornden Castle in der Nähe von Edinborough, während ihr Vater in Übersee ist. Da ihr älterer Bruder am Römischen Fieber verstorben ist, konzentriert sich ihre Mutter ganz auf den jüngsten Spross, ständig in Angst, dass auch er krank werden und sterben könnte. Das bietet Hazel jede Menge Freiheiten, die sie nutzt, um sich ihrer Leidenschaft zu widmen: Anatomie und Medizin. Dies geht soweit, dass sie sich als Mann verkleidet und an den Vorlesungen von Dr. Beecham, einer Koryphäe auf dem Gebiet, einschleicht.
Doch dort wird sie nur allzu schnell enttarnt und geht mit Dr. Beecham einen Handel ein: Wenn sie es schafft, die Zulassungsprüfung ohne die Vorlesungen zu bestehen, wird er sie persönlich ausbilden. Hilfe erhält sie dabei ausgerechnet vom Auferstehungsmann Jack Currer, der nebenberuflich Leichen ausgräbt, um sie der Medizin zur Verfügung zu stellen. Doch je länger Jack und Hazel zusammenarbeiten, umso mehr bemerken sie zwei Dinge: ihre Zuneigung zueinander. Und dass in Edinborough irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht…
Rezension
Die Geschichte wird aus Hazels Perspektive erzählt, wobei diese immer wieder durch “Sekundärliteratur” oder Briefe unterbrochen wird, durch die man mehr über das Römische Fieber, Edinborough oder Medizin und Anatomie im Allgemeinen erfährt. Hazel ist eine mutige, authentische Protagonistin, die sich gegen das Standesdenken und den Sexismus der damaligen Zeit auflehnt und fest entschlossen ist, Chirurgin zu werden. Das macht sie unheimlich sympathisch. Aber auch Jack, der über keinerlei Ausbildung verfügt und sich leidlich durchs Leben kämpft, musste ich sofort ins Herz schließen, ebenso wie die Bediensteten von Hawthornden Castle, die Hazel und Jack zur Seite stehen. Hazels Familie dagegen hätte ich manchmal gern angeschrien, vor allem ihre Mutter, die unfassbar engstirnig ist. Die Beziehung von Hazel und Jack war mir zu Beginn etwas zu wenig nachvollziehbar, das legt sich aber mit der Zeit.
Die Handlung beginnt damit, dass Hazel die Information zu den öffentlichen Vorlesungen von Dr. Beecham erhält und fest entschlossen ist, dort hinzugehen. Vor allem die ersten 50 Seiten fand ich da etwas langatmig und zäh, bis man in die Geschichte “reinkommt”. Denn bei ihrem Vorhaben steht ihr nicht nur ihr Geschlecht, sondern auch ihr Fast-Verlobter im Weg, der sie lieber als braves Frauchen an seiner Seite hätte. Und so muss Hazel mehr als nur einmal Tricks und kleine Intrigen anwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Vor allem diese Kombination aus Medizin und Anatomie mit Bridgerton-Vibes in Form von gesellschaftlichen Anlässen und Bällen hat mir sehr gefallen. Ab der Hälfte des Romans kommt noch ein Krimi-Aspekt dazu, der einfach perfekt passt und das Buch spätestens ab da zu einem absoluten Pageturner macht.
Sprachlich mochte ich die Geschichte sehr, man konnte mit Hazel und Jack jederzeit mitfühlen. Das Ende kam für mich nicht ganz unerwartet, einige Plottwists und vor allem der Cliffhanger am Ende haben aber dann doch perfekt gepasst. Das Cover entspricht dem amerikanischen Original und ist einfach genial gewählt mit der Kombination aus anatomischem Herzen und Ballkleid. Ich freu mich schon sehr auf Band 2!
Näher konnte sie der Welt der Wissenschaft nicht kommen – sie durfte nur vom Rand aus zuhören, Tee servieren, tapfer läceheln und ihre Gedanken stets nur dann beitragen, wenn sie sie als harmlose Witzeleien tarnte.
Anatomy – Eine Liebesgeschichte, S. 148.
Mein Fazit
Insgesamt war Anatomy für mich definitiv ein großes Vergnügen! Es gibt einen bunten Mix aus Regency-Romance, Anatomie/Medizin und Krimi in Kombination mit authentischen Protagonist*innen und spannenden Plottwists im Edinborough von 1817. Abzüge gibts für den etwas zähen Einstieg und den Beziehungsbeginn der Protagonistin. Dennoch eindeutig eine Leseempfehlung!
Daher bewerte ich “Anatomy – Eine Liebesgeschichte” mit
Eckdaten auf einen Blick
Titel: Anatomy – Eine Liebesgeschichte
Autor*in: Dana Schwartz
Hier in Deutschland erschienen: Dezember 2022
Genre: Jugendbuch
Empfohlen: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1498-9
Seitenzahl der Printausgabe: 384 Seiten
Preis: 16,95€ als broschierte Ausgabe (z.B. bei Thalia*)
*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Loewe Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.
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