Mit der Geschichte von Tress und der smaragdgrünen See ist in Deutschland der erste von vier Standalones erschienen, die Brandon Sanderson mithilfe einer Kickstarter-Kampagne realisiert hat. Alle vier Bücher spielen im Kosmeer (dem Universum von Brandon Sanderson) und sind in Teilen mit den bisherigen Reihen verknüpft. Wie mir die Geschichte von Tress gefallen hat, erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Auf einem Felsen mitten im Ozean lebte ein Mädchen. Der Ozean war nicht so, wie ihr ihn euch vorstellt. Und auch der Felsen war nicht so, wie ihr ihn euch vorstellt.
Weit über der smaragdgrünen See, S. 15.
Worum geht es?
Schon immer lebt Tress auf ihrer kargen Insel mitten in der smaragdgrünen See. Ein Ort, an dem die aufregendsten Dinge die Tassen sind, die Tress sammelt, und die ihr Seeleute aus fernen Ländern mitbringen. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, den Geschichten ihres Freundes Charlie zu lauschen, der langsam mehr als ein Freund für sie wird. Als Charlie während einer gefährlichen Reise verschwindet, beschließt Tress, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und zieht aus, ihren Liebsten zu retten. Zahlreiche Gefahren warten auf sie – darunter Piraten, fremde, tödliche Meere und eine böse Hexe. Wird Tress über sich hinauswachsen und ihre große Liebe retten können? (Klappentext)
Rezension
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Hoid erzählt, den man bereits aus vielen anderen Romanen von Brandon Sanderson kennt (unter anderem den Sturmlichtarchiven oder den Nebelgeborenen). Hier taucht er erst später auch als Protagonist auf, zunächst scheint er einfach nur ein gestaltloser, kommentierender Erzähler zu sein, der die Lesenden auch immer wieder direkt anspricht. Dadurch wird eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen, weil man das Gefühl hat, direkt mit Hoid im Gespräch zu sein.
Erzählt wird eigentlich die Geschichte von Tress, die ein organisiertes und fast ein wenig langweiliges Leben führt, das keinerlei Besondersheiten aufweist. Dann jedoch geschieht etwas, dass sie dazu bewegt, ihren sicheren Hafen zu verlassen und ein Abenteuer zu bestreiten. Tress ist empathisch, hilfsbereit, besonnen und sehr pragmatisch. Das macht sie zu einer sehr sympathischen Protagonistin. An einigen Stellen hätte ich mir vielleicht noch mehr Emotionen (bzw. den Ausdruck dieser) gewünscht, das ist aber mit Sicherheit subjektiv. Neben Tress lernt man vor allem die Besatzung des Piratenschiffs kennen, auf dem Tress sich einschleicht. Vor allem Kort, aber auch Ann, Salay, die Ratte Huck und natürlich der Erzähler Hoid wachsen einem beim Lesen schnell ans Herz, weil sie alle auf ihre Art besonders und liebenswert sind. Natürlich gibt es auch Antagonist*innen, besonders gefährlich ist aber eher die Welt, auf der Tress lebt.
Dieser Weltenbau war für mich fast das Besonderste an dem Roman: verschiedene Meere, die aus Sporen bestehen, die beim Kontakt mit Wasser lebensbedrohlich werden, weil sie zum Beispiel Ranken oder Nadelspitzen ausbilden? Genial! Auch die Art und Weise, wie Tress mit ihrer Umwelt interagiert, hat mir sehr gut gefallen. Beim Lesen musste ich oft an Alice im Wunderland denken, weil die Umgebung ebenso magisch wie gefährlich ist – und Tress sich tapfer durch diese Welt kämpft.
On top kommt dann noch der bereits erwähnte Erzähler, der dann nach und nach auch als Protagonist sichtbar wird und am Ende durch verschiedene Plottwists immer mehr Bedeutung gewinnt. Ich kannte Hoid bereits aus den anderen Geschichten und habe die ganze Zeit etwas in der Art erwartet, die finale Auflösung hat mich dann aber doch überrascht. Einfach eine großartige Idee!
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Aufmachung: Die Gestaltung des deutschen Covers finde ich wunderschön, mein Highlight sind jedoch die Illustrationen von Howard Lyon, die viele Szenen von Tress’ Reise illustrieren.
Das Mädchen jedoch könnte durchaus so sein, wie ihr es euch vorstellt – falls ihr es euch nachdenklich, mit leiser Stimme und einer übergroßen Freude am Sammeln von Tassen vorgestellt habt.
Weit über der smaragdgrünen See, S. 15.
Mein Fazit
Insgesamt war Tress Expedition einfach eine großartige und sehr unterhaltsam Reise! Tress und ihre Crew sind mir sehr ans Herz gewachsen und die Geschichte des Planeten Lumar wird mir noch lang im Gedächtnis bleiben. Ich hätte mir manchmal eine etwas emotionalere Schreibweise gewünscht, davon ab kann ich die Geschichte aber nur jedem ans Herz legen, der fantastische Geschichtan à la Alice im Wunderland und Piraten mag.
Daher bewerte ich “Weit über der smaragdgrünen See” mit
Eckdaten auf einen Blick
Titel: Weit über der smaragdgrünen See
Autor*in: Brandon Sanderson
Hier in Deutschland erschienen: November 2023
Genre: High Fantasy
ISBN: 978-3-492-70668-1
Seitenzahl der Printausgabe: 544 Seiten
Preis: 25€ als gebundene Ausgabe (z.B. bei Thalia*)
*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Piper Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.
Ein Kommentar
Das Herz der Sonne - Himmelsblau.org
4 März, 2024 at 16:08[…] Project”-Roman von Brandon Sanderson in Deutschland erschienen. Der erste Roman – Weit über der smaragdgrünen See – hatte mir sehr gefallen, von daher war ich gespannt auf “Das Herz der Sonne”. […]