Hier in Deutschland erschienen: Juni 2011 (Band 1)
Genre: Liebesroman, Erotikroman
Empfohlen: ab 16
ISBN: 3442478952 (Band 1) & 3442478960 (Band 2)
Persönliche Einschätzung:
Kurzbeschreibung: Sie ist 21, Literaturstudentin und in der Liebe nicht allzu erfahren. Doch dann lernt Ana Steele den reichen und ebenso unverschämt selbstbewussten wie attraktiven Unternehmer Christian Grey bei einem Interview für ihre Uni-Zeitung kennen. Und möchte ihn eigentlich schnellstmöglich wieder vergessen, denn die Begegnung mit ihm hat sie zutiefst verwirrt. So sehr sie sich aber darum bemüht: Sie kommt von ihm nicht los. Christian führt Ana ein in eine dunkle, gefährliche Welt der Liebe – in eine Welt, vor der sie zurückschreckt und die sie doch mit unwiderstehlicher Kraft anzieht… ( via Amazon)
[Ich werde dieses Mal en detail rezensieren, wer mit dem Grundtenor der Romane (SM & Erotik) ein Problem hat, sollte hier nicht weiterlesen ^^]
Rezension: Erst mal eins vorneweg, für die, die es nicht wissen: Shades of Grey war ursprünglich eine Fanfiction zu Twilight, in der Bella und Edward in einem “Paralleluniversum” eben jene Geschichte erleben. Für die Veröffentlichung wurden die Namen und einige andere Details passend verändert. Und genau das merkt man auch. Band 1 fängt schon ähnlich an: Ana hat wenig Selbstbewusstsein, ist (natürlich!) noch Jungfrau und irgendwie ein wenig schüchtern und unsicher. Nebenbei besitzt sie weder Computer noch Internet, obwohl sie Literaturwissenschaften studiert, und das im Jahr 2010. Ich kann aus Erfahrung sagen: Das geht nicht.
Christian Grey dagegen ist der größte Hecht im Karpfenteich, supersexy, superhübsch, superreich und so weiter und so fort. Sie ist irgendwie fasziniert von ihm, er komischerweise von ihr allerdings auch. Nach ersten mehr oder weniger direkten Annäherungsversuchen stellt sich heraus, dass der gute Herr Grey auf Sadomasobeziehungen steht und nun mit Ana eine solche zu führen gedenkt. Dazu muss sie eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen und anschließend einen Vertrag, wie sie sich als Sub (der devote Part in der Beziehung) zu verhalten hat. Anstatt jedoch auch nur ansatzweise irgendwie näher darüber nachzudenken, wirft sie sich mitten in die Beziehung hinein und die beiden haben Geschlechtsverkehr auf jeder 10. Seite. Selbstverständlich ist Ana ein Naturtalent, hat jedes Mal (oft zeitgleich) mit Christian einen Orgasmus und beherrscht auch andere Befriedigungsmöglichkeiten perfekt – ohne Vorkenntnisse. [Fanfic-Leser werden merken: Sie ist die stereotype Mary Sue.] Er überhäuft sie mit Geschenken, ist eifersüchtig auf alles und jeden und will ihren Alltag bestimmen, kurz: er spielt sich auf bzw. markiert eben den Dom (dominater Part der Beziehung). Diese Lebensführung hat er für sich gewählt, weil er als Kind misshandelt wurde und immer und überall die Kontrolle behalten muss.
Viele SM-Praktiken werden zwar (vor allem im Vertrag) angesprochen, jedoch werden die meisten nie ausgeführt. Zwischendurch hadert sie immer wieder mit sich, mit der Beziehung, mit Christian… aber dann lächelt er sie an und schon landen sie wieder im Bett. Als es dann tatsächlich mal etwas (Betonung auf etwas!) härter zur Sache geht, ergreift sie die Flucht und verlässt ihn. Cliffhanger, Ende von Band 1.
Zwischenfazit: Das Buch lässt sich schnell zusammenfassen: OMG, er ist so sexy! Aber ich bin doch so unscheinbar, mimimi. Ich will ihn! Geschlechtsverkehr. Aber kann ich ihm geben, was er braucht? Mimimi! Geschlechtsverkehr. Er ist so toll! Ich will ihn! Geschlechtsverkehr. Mimimi, ich komm damit nicht klar. Geschlechtsverkehr [repeat]
Kurz, es ist ermüdend. Die Bettszenen lesen sich wie “copy & paste“, es wechseln nur gelegentlich die Orte. Dazu kommt noch, dass einige Worte oder auch Wortkombinationen so oft vorkommen, dass man einfach nur noch die Augen verdrehen möchte. Einige Beispiele:
- abgefucked (Adjektiv, Zustand von Christians Leben und Psyche)
- innere Göttin (Anas Lustzentrum (?), dass sich jedes Mal meldet, wenn er sie nur ansieht; Beispiel: Meine innere Göttin kniet flehend vor mir.)
- fünfzig, tausend, unendlich Facetten (engl. Shades, titelgebend, Beschreibung von Christians Persönlichkeit)
- versohlen (Bestrafung Nummer 1 von Christian an Ana. Vielleicht liegt es an der Übersetzung, aber das Wort hat mich wahnsinnig genervt XD)
- postkoital (Beschreibung von Haaren, geröteten Wangen oder generellem Aussehen von Ana oder Christian
Eigentlich hat es mir hier schon gereicht. Aufgrund des Cliffhangers habe ich mir dann aber doch noch den zweiten Band “angetan” (da ging es mir ein wenig wie Sabine). Die ersten Kapitel bemitleidet Ana sich selbst und natürlich kommen sie wieder zusammen. Es stellt sich heraus, dass sie nicht ohne einander können. Plötzlich jedoch benötigt Christian seinen SM-Lebensstil nicht mehr, sondern bemüht sich um eine Blümchensex-Beziehung mit Ana, weil er sie ja ach so sehr liebt. Und nun wirds echt krude, ich warne vor XD Die Details aus Christians Vergangenheit kommen ans Licht, es ist alles ganz furchtbar, das arme, bemitleidenswerte Kind, Misshandlung, brennende Zigaretten auf der Haut, gestörte Psyche, therapeutische Behandlung, blabla.
Aber Ana ist sein rettender Engel, wieso und warum, ist dabei völlig egal. Die Liebesschwüre und die “verlass mich nicht”s und erneuter Geschlechtsverkehr im Stil von “copy und paste” wechseln sich ab. Zwischendurch kommen ein paar Elemente, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Diese wirken aber sehr stark konstruiert nach “ach, ich brauch hier noch was, nehmen wir eine eifersüchtige Ex-Geliebte. Oh, und einen Hubschrauberabsturz!”. Hmja. Ende vom Lied: Alle sind glücklich, Christian mag jetzt Blümchensex und braucht kein SM mehr (gelegentlich “versohlt” wird aber noch) und am Ende wird (fast) geheiratet – nach 5 Wochen Beziehung, hurra! Es ist einfach nur noch zum einschlafen. Auf den letzten Seiten kommt ein erneuter Cliffhanger, in dem sich der ehemalige Chef von Ana, der sie angegraben hat, an den beiden rächen will. Riecht sehr nach “Oh, hier kann man Geld machen!” :ne:
Fazit: Es lohnt sich nicht. Ich verfechte ja immer Ansicht, man sollte sich erst eine Meinung bilden, wenn man das Buch selbst gelesen oder den Film selbst geschaut hat. Wer hier den Hardcore-SM-Porno sucht, sucht vergebens (was einige vielleicht vor allem aufgrund des Hypes in den Medien getan haben). Auch wer eine sinnvolle Handlung oder ordentlich ausgearbeitete Charaktere sucht, sollte davon Abstand nehmen. Es ist durchgehend seicht und wirkt wie das, was es eben mal war: eine (nicht besonders gute) Fanfiction mit rgeelmäßigem 3-minütigem Sex, der jedes Mal der Hammer ist und beide zum Orgasmus bringt. Was das pubertierenden Mädchen vermittelt, will ich lieber gar nicht wissen. Wahrscheinlich ähnlich gute Werte wie Twilight *kopfschüttel*
Anderthalb Punkte gibt es als Bewertung für ein paar amüsante Stellen, die mich zum Lachen gebracht haben. Gelegentlich ist Ana nämlich schlagfertig. Leider heizt das wieder die Libido von Herrn Grey an und ja, es kommt wieder zum Geschlechtsverkehr. Gähn. Und nein, ich werde Band 3 nicht lesen. Es kann nur schlimmer werden, vor allem nach Rezensionen von Amazon, die davon berichten, wie Christian die Muttermilch der hochschwangeren Ana trinkt. Irgs.
12 Kommentare
Aki
25 März, 2013 at 20:51Postkoitale Haare. Lacher des Tages. Ich danke herzlich!
Also.. irgendwann wollte ich das Buch ja doch mal noch lesen. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher – da hat man doch besseres mit seiner Zeit anzufangen.
Und omg.. Muttermilch!?
Nira
25 März, 2013 at 21:53ich habe das Buch gelesen und finde es sehr schlecht…
Lara
25 März, 2013 at 23:00Einfach nur genial. Du solltest öfter Bücher rezensieren, die du nicht magst. ;)
Ist sehr schön und treffend geworden.
datmomolein
26 März, 2013 at 07:22sehr schön beschrieben! ich ziehe meinen hut.
nein, im englischen sind die wortwiederholungeb auch katastrophal. un der fanfiction kann ich darûber wegsehen, zumal da ja wöchentlich (oder so) ein kapitel erscheint, da merkt man’snicht so, aber falls das buch nen lektor gesehen hat, dann: 5, setzen!
und danke! die beschreibung des after sex hairs fand ich schlimm – WTF?
man kann nur ahnen, dass die häufigkeit des sexvorkommens im buch, den hype um prüden amiland verursacht hat, weil härte und kreativität (und/oder gute beschreibung) warens nicht…
wie bei allen büchern aus fanfictions sind die charaktere flach (sie erben ja keine eigenschaften der orginalfigur mehr) …
naja, aber deine kurzbeschreibung ist genial- nur was ist “mimimi!”????
Missi
26 März, 2013 at 08:23Momolein, ich finde diese Definition gibt sehr gut wieder, was ich meine :D
http://szenesprachenwiki.de/definition/fimimi/
syrri
26 März, 2013 at 08:25Ich muss Lara zustimmen – du solltest echt öfter Bücher rezensieren, die du doof findest ;) Ich hab mich auch dran versucht und hab nach 60 Seiten oder so aufgegeben. Dann habe ich mich beschwert, dass das ja fast genau so wie bei Twilight ist und alle in meinem Umfeld, die das Buch gut fanden: “Waaaaaaaaaaaaaas? Neiiiiiin, niiiiiemals!!” Tja :)
Sophia
26 März, 2013 at 08:46Super Rezension! Und es nimmt mir das schlechte Gewissen, das Buch nicht bis zum Ende gelesen zu haben! ;-)
Pika
26 März, 2013 at 19:51Du sprichst mir aus der Seele, so ein unnötiges Buch. Irgendwo habe ich mal gelesen es müsse eigentlich Fifty Shades of Boring heissen. Ich habe aufgegeben, habs letztes Jahr versucht zu lesen nachdem einige Kolleginnen so begeistert waren… versohlen kann einem auf Englisch (“spank”) übrigens genauso auf den Senkel gehen und die Sexszenen sind ebenfalls 20 Sätze im Shuffle-Modus. Mir ging auch noch das ständigen Explodieren gehörig auf den Nerv…
Amelie
27 März, 2013 at 17:46Oh, postkoital, dieses Wort. Es geht mir nicht mehr aus dem Kopf seitdem ich das Buch gelesen habe. Im Übrigen: Ich habe es nicht geschafft, es zu Ende zu lesen, weil ich mir so oft an den Kopf langen musste und es mir irgendwann zu doof wurde.
Lea
27 März, 2013 at 19:24Ach herrlich :D Diese Rezesion hat mir den Abend versüßt! Ich wusste ja schon immer, dass ich diese Bücher nicht lesen will, aber jetzt wurde ich nochmals bestätigt :D Mich beschleicht das Gefühl, dass die Bücher vorallem von prüden und verklemmten Hausfrauen bejubelt werden, die schon beim Wort “Penis” rot werden :D
sunochan
28 März, 2013 at 11:14hahahaha, ich muss so lachen, wenn ich mir deinen review ansehe. ich selbst fand das buch auch mehr als schlecht, ich habe mitten im ersten band bereits zum lesen aufgehört.
Nora
13 November, 2019 at 21:01Oh mein Gott, bist du lustig! Auch wenn ich über 6 Jahre zu spät an diese Rezension komme: GIGANTISCH! Mal ehrlich, ich konnte mich bis heute nicht “überwinden” diese Werke zu lesen. Ich habe gerade “The Mister” gelesen – weil naja, wenn die Frau schon mal eine Bestseller Autorin ist, muss sie doch taugen, oder? Kurz zusammengefasst: Nette Geschichte und irgendwie kommt mir das Copy-Paste bekannt vor…. Viele Grüße, Nora