Belletristik & Historisches Rezensionen

Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday oder Die Erfindung der Erinnerung

Titel: Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday oder Die Erfindung der Erinnerung
Autor: Tanja Langer
Hier in Deutschland erschienen: August 2019
Genre: Historischer Roman
Empfohlen: ab
ISBN: 978-3-96311-181-5
Persönliche Einschätzung:

Kurzbeschreibung: Ich habe meine Großmutter gekannt, aber ich wusste nicht, dass sie es war. Linda, Übersetzerin aus dem Persischen, lässt sich gern von ihren Träumen lenken, und so findet sie sich eines Tages in Lüneburg wieder: Dort lebte ihre kaum gekannte Großmutter Ida unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, geflohen aus Oberschlesien, verwitwet, mit fünf Kindern. Knapp eineinhalb Meter groß, arbeitete sie für den »Direktor des englischen Kinos«. Dieser Halbsatz entzündet Lindas Phantasie, und schon ist sie mitten in der Zeit der britischen Besatzung, von 1945 bis 1949: Ida verliert ihren Mann, Ida schrubbt Wäsche für die Tommys, und Ida begegnet Mr. Thursday. Sie fängt bei ihm im »Astra Cinema« an und merkt vor lauter Begeisterung für die Filme kaum, dass er sich in sie verliebt… (via MDV*)

Es war einmal und es war einmal nicht,
so beginnen viele persische Märchen.

Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday, S. 9.
Der schwarze Thron

Rezension: Die Geschichte beginnt wie in einem Märchen mit es war einmal und erzählt, wie die Protagonistin Linda als uneheliches Kind geboren wird. Dadurch, dass sie von ihrem nichtleiblichen Vater aufgezogen wird, versteht sie erst spät, dass Tante Ida, die sie immer wieder einmal sieht, eigentlich ihre Großmutter war. Nach deren Tod macht sie sich auf die Suche nach den letzten Spuren ihres langen Lebens und ist plötzlich mittendrin in der Geschichte, die aus Idas Perspektive erzählt wird.

Ida ist Mutter von vier Kindern und lebt in Beuthen. Hals über Kopf muss sie allein mit dem Nachwuchs die Heimat verlassen und flüchtet zunächst nach Lüneburg. Von dort geht es weiter nach Bremen, immer knapp an der Armutsgrenze und immer gebeutelt von Hunger und Kälte – doch die Familie verliert nie den Mut. Ida ist eine starke Persönlichkeit, die wie eine Löwin für ihre Kinder kämpft – und das während den Wirren der Nachkriegszeit. Schließlich findet sie Arbeit in einem Kino, dass von Mr. Thursday geführt wird – einem Engländer…

Man sagt, dass das Kino viel mit Träumen zu tun hat.

Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday , S. 275.

Fazit: Die Geschichte um Ida und ihre Enkeltochter Linda ist vielschichtig und historisch gut recherchiert. Man bekommt spannende Einblicke in das Leben der damaligen Geflüchteten und auch die Anfänge des Kinos werden interessant beschrieben. Ida als Protagonistin ist faszinierend und zugleich bewundernswert. Leider fand ich die Sprache im Roman teilweise sehr anstrengend zu lesen und die häufigen Wiederholungen haben meinen Lesefluss eher gestört, als Wichtiges betont.

Insgesamt ist der Roman thematisch sehr interessant, sprachlich allerdings für mich noch ausbaufähig. Wer jedoch Interesse an der Nachkriegszeit und den Anfängen des deutschen Kinos hat, der sollte sich Ida und Mr. Thursday einmal anschauen!

*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Mitteldeutschen Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar!