Zugegeben, aus rein privatem Interesse wäre ich wahrscheinlich nicht auf “Unsere blauen Nächte” gestoßen. Da ich aber beruflich Deutschlehrerin bin, passte das Jugendbuch perfekt in das Curriculum meiner Schule, wo man sich in einem Jahrgang auch mit dem Konsum von und den Gefahren durch Alkohol auseinandersetzen soll. Dementsprechend passte der Roman einfach perfekt. Wie mir das Buch gefallen hat, erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Alll das, was nicht cool war, weichte auf in diesem warmen, Sorgen löschenden Meer aus Hochprozentigem.
Unsere blauen Nächte, S. 13.
Worum geht es?
Oscar und seine Freunde treffen sich regelmäßig an der Blauen Lagune in Hamburg, um sich dort zu betrinken. Der Älteste von ihnen – Dr. Korn – besorgt den Alkohol, während Flinte, Julia und Bella gemeinsam mit Oscar Trinkspiele spielen. Vor allem Oscar übertreibt es regelmäßig und kann sich häufig am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern. Seine Eltern – vor allem sein Vater – sind deshalb ziemlich sauer, doch das interessiert ihn wenig. Als dann jedoch ausgerechnet an seinem 16. Geburtstag alles aus dem Ruder läuft, muss Oscar Sozialstunden auf einem Gnadenhof absolvieren – und merkt plötzlich, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, mit Schwierigkeiten umzugehen, ohne sich zu betrinken…
Rezension
Die Geschichte wird aus Oscars Perspektive erzählt. Als Protagonist merkt man ihm seine 15/16 Jahre definitiv an, die Probleme und Sorgen werden hier deutlich. Mir persönlich war er bis zur Mitte des Buchs nicht wirklich sympathisch, er soll aber mMn auch kein Sympathieträger sein, von daher passt das. Seine Freund*innen sind zunächst relativ flach, allerdings bekommt man von einigen im Laufe des Buchs ein genaueres Bild, vor allem von Flinte, Julia und Bella. Die Dynamik in der Clique wirkt auf mich authentisch und es ist spannend, Oscars Weg zu mehr Eigenständigkeit zu verfolgen.
Die Handlung beginnt kurz vor seinem 16. Geburtstag und spielt überall da, wo sich ein normaler Jugendlicher aufhält. In der Schule, zu Hause, an den Treffpunkten der Clique – und auf dem Gnadenhof. Vor allem dieses Element fand ich ebenso schön wie passend. Die Handlung hält wenige Plottwists bereit, es ist eher ein “ich möchte mir die Augen zuhalten, damit ich nicht lesen muss, was passiert”, weil eben so eindrücklich gezeigt wird, welche Auswirkungen Alkohol bei übermäßigem Konsum haben kann. Vor allem die Rolle der (fehlenden) Verantwortung von erwachsenen Bezugspersonen fand ich spannend. Das Ende war in Teilen vorhersehbar, aber dennoch passend und man geht mit einem guten Gefühl aus der Geschichte heraus.
Der größte Kritikpunkt am Roman ist für mich allerdings tatsächlich die Sprache. Die Geschichte selbst lässt sich flüssig lesen, aber die Charaktere nutzen zum Teil gewollt Jugendsprache, die für mich aber nicht mehr wirklich zur Gen Z bzw. Gen Alpha passt. Vor allem die Benennung des Hundes mit “Süffel” geht für mich einfach gar nicht. Schade!
Nun fühlte es sich für mich an, als würden wir Neuland betreten. Als wäre noch nicht sichtbar, wo es nun langging und um welches neue Zentrum jeder von uns fortan seine Bahnen drehen würde.
Unsere blauen Nächte, S. 221.
Mein Fazit
Insgesamt fand ich die Geschichte von Oscar sehr nah und authentisch erzählt, vor allem aber auch berührend und beängstigend zugleich. Man kann mit dem Protagonisten mitfühlen und merkt richtig, wie er sich über die Geschichte hinweg weiterentwickelt. Einziger Kritikpunkt für mich ist die teilweise nicht mehr jugendgemäße Sprache und der Name des Hundes. Beides passt für mich irgendwie nicht zu Gen Z bzw. Gen Alpha. Davon ab schafft es das Buch aber definitiv, seine Nachricht zu vermitteln.
Daher bewerte ich “Unsere blauen Nächte” mit
Eckdaten auf einen Blick
Titel: Unsere blauen Nächte
Autor*in: Annette Mierswa
Hier in Deutschland erschienen: Juli 2023
Genre: Jugendbuch
Empfohlen: ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-7432-1454-5
Seitenzahl der Printausgabe: 240 Seiten
Preis: 9,95€ als Taschenbuchausgabe (z.B. bei Thalia*)
*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Loewe Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.
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