Die Wilderwood-Dilogie um den Wolf und den Thron ist mir bereits bei der Verlagspreview aufgefallen, vor allem aufgrund des wunderschönen Covers. Aber auch der Klappentext des ersten Bandes, Für den Wolf, klang genial: eine Märchen Adaption (vielleicht Rotkäppchen?), aber eben in der erwachsenen Fantasy-Version. Ob mich die Geschichte von Red und dem Wolf überzeugen konnte, erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Die Erste Tochter gehört dem Thron.
Für den Wolf, S. 9.
Die Zweite Tochter gehört dem Wolf.
Und die Wölfe gehören dem Wilden Wald.
Worum geht es?
Wie alle Menschen fürchtet die Königstochter Red den Wilden Wald – einen verwunschenen Ort, an dem schreckliche Monster hausen. Das schlimmste unter ihnen ist der Wolf, dem seit jeher die zweitgeborene Königstochter geopfert wird. Red ist diese Tochter, und obwohl ihre ältere Schwester Neve ihr verbieten will, den Wilden Wald zu betreten, sehnt sich die jüngere danach. Denn in Red glüht eine gefährliche Macht, die sie nicht kontrollieren kann – und im Wilden Wald kann sie wenigstens niemanden verletzten, den sie liebt. Doch an dem Tag, als sie dem Wolf gegenübersteht, ahnt Red nicht, dass sie dieses Monster in Menschengestalt mit jeder Faser ihres Wesens lieben wird. (Klappentext)
Rezension
Die Geschichte wird überwiegend aus Redarys’ Perspektive erzählt, zwischendrin bekommt man aber auch immer einen Einblick in die Perspektive ihrer Schwester Neverah. Red mochte ich als Protagonistin wirklich gern, vor allem, weil man ihre Wut und ihren Widerwillen sehr gut nachvollziehen konnte, ebenso wie ihre Auseinandersetzung mit der neu erwachten Magie. Eammon als Love Interest bleibt lange Zeit sehr stoisch und abweisend, was aber auch zu seiner Rolle als “Wolf” passt. Auch das Trope enemies-to-lovers ist hier sinnvoll gewählt. Die Liebesgeschichte der beiden mochte ich vom Grundgedanken her gern, fand sie aber etwas zu wenig ausgebaut. Hier hätte ich mir mehr Kommunikation gewünscht. Leider erfährt Red und damit auch man selbst als Leser*in über die Hintergründe – weder der Magie noch der vergangenen zweiten Töchter – nichts wirklich Genaueres. Das fand ich schade, hier hätte ich mir mehr Input gewünscht.
Die Handlung beginnt, kurz bevor Red als zweite Tochter dem Wilden Wald und damit dem Wolf geopfert werden soll. Man fällt praktisch mitten in die Handlung hinein und braucht dabei leider einige Zeit, um sich in der Welt von Red und Eammon zurechtzufinden. Die Geschichte wechselt zwischen ruhigen und spannenden Szenen, es gibt einiges an Magie, aber auch Kampfhandlungen, die ich leider oft ziemlich unübersichtlich und verwirrend fand. Auch der Mix aus (korrupten?) Priesterinnen, Wächtern und der Magie des Wilden Waldes fand ich zu wenig nachvollziehbar. Zudem hatte ich nach dem Klappentext ein wenig auf ein Rotkäppchen-Retelling gehofft, am Ende war es dann aber eher ein Die-Schöne-und-das-Biest-Gefühl, vor allem durch Eammon als Wolf bzw. Biest.
Mein größter Kritikpunkt ist jedoch die Sprache. Ich fand die Sprache des Romans leider sehr distanziert, sodass man Schwierigkeiten hatte, mit den Protagonist*innen mitzufühlen und ihre Handlungen emotional nachzuvollziehen. Dazu kommt noch die sowieso schon distanzierte Er/Sie-Erzählperspektive, die diese fehlende Empathie noch zusätzlich verstärkt. Pluspunkte gibt es für die Cover-Gestaltung, ich mag das Scherenschnittartige sehr!
Sie erstarrte wie das Kaninchen vor dem Fuchs. Einen Augenblick starrten sie sich gegensetig an, die Versammlung der Gläubigen und die herausgeputzte Opfergabe.
Für den Wolf, S. 21.
Mein Fazit
Insgesamt konnte mich der erste Band der Wilderwood-Dilogie also leider nicht überzeugen. Obwohl ich das Konzept und den Weltenbau sehr mochte, war mir beides an einigen Stellen dann doch zu wenig vertieft. Die Anziehung zwischen Red und Eammon ist auf jeden Fall nachvollziehbar, die Handlung ist jedoch sehr sprunghaft und vor allem der distanzierte Schreibstil hat dazu geführt, dass man nicht wirklich mitfiebern konnte. Dementsprechend kann ich hier leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.
Daher bewerte ich “Für den Wolf” mit
Eckdaten auf einen Blick
Titel: Für den Wolf
Autor*in: Hannah Witten
Hier in Deutschland erschienen: Oktober 2023
Genre: High Fantasy
ISBN: 978-3-7341-6351-7
Seitenzahl der Printausgabe: 608 Seiten
Preis: 18€ als broschierte Ausgabe (z.B. bei Thalia*)
*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Blanvalet Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.
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