Fantasy & Dystopie Rezensionen

Princess, Prophet, Saviour: Kassandra, die Prophetin, der keiner glaubt

Nachdem ich vor 1,5 Jahren bereits die Geschichte von Persephone aus der Feder von Bea Fitzgerald extrem genial fand, war ich sehr gespannt auf ihre neue Geschichte über Kassandra, die bereits im August letzten Jahres erschienen ist. Wie es dann aber so ist, habe ich trotzdem ein wenig gebraucht, um mich an die 600 Seiten Text zu wagen. Aber es hat sich definitiv gelohnt! Warum mir die Geschichte von Kassandra – und Helena – so gut gefallen hat, erzähle ich euch in diesem Beitrag.

Die auf griechischer Mythologie und Götterwelt beruhenden Geschichten der Autorin lassen sich theoretisch unabhängig voneinander lesen. Wer aber gern mit Persephone beginnen möchte, findet hier die Rezension: Girl, Goddess, Queen: Mein Name ist Persephone

Wenn Troja mich irgendetwas gelehrt hat, dann dass ein Nein kostbar und heilig ist.

Princess, Prophet, Saviour, S. 246.

Worum geht es?

Als Apollon ihr die Gabe der Weissagung schenkt, hofft Kassandra darauf, endlich als Frau Gehör zu finden – bis sie sich weigert, Sex mit Apollon zu haben. Die Strafe: All ihre Prophezeiungen sind wahr, aber niemand glaubt ihr. Die nächste Katastrophe droht, als Kassandra Visionen von einer jungen Frau hat, die einen Krieg beginnt. Dieser jungen Frau, Helena, schickt Aphrodite einen schönen Prinzen. Helena hält ihn für die große Liebe, von der sie immer geträumt hat, und folgt ihm nach Troja. Doch schnell wird klar, dass Paris Helena lediglich als Trophäe betrachtet. Warum Kassandra sie um jeden Preis aus der Stadt jagen will, versteht Helena nicht. Als sie begreift, werden beide Freundinnen und vielleicht sogar mehr. Doch wie Kassandra nur allzu gut weiß, kann man das Schicksal nicht wirklich ändern. Besonders wenn die Götter dagegen sind. (Klappentext)

Rezension

Die Handlung wird aus den Perspektiven von Kassandra und Helena erzählt. Beide Figuren wirken zu Beginn ziemlich arrogant und eingebildet, doch nach und nach bekommt man einen tieferen Einblick in ihre Gedanken und Beweggründe, die vor allem im Kontext der weiblichen Unterlegenheit stehen. Kassandra war für mich die faszinierendere Protagonistin – von ihrer Gabe, die als Fluch wahrgenommen wird, überwältigt, muss sie lernen, mit ihrer Fähigkeit umzugehen und sie vielleicht für sich zu nutzen. Besonders ihr Widerstand gegen Apollo und ihre Entschlossenheit, sich nicht von ihm brechen zu lassen, haben mich begeistert. Helena hingegen ist eine Frau, die oft auf ihre Schönheit reduziert wird, doch hier bekommt sie endlich eine eigene Stimme. Ihr Wunsch nach Eigenständigkeit und Freiheit wurde sehr authentisch dargestellt und hat mich ebenfalls überzeugen können.

Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich langsam, aber genau das hat sie für mich so besonders gemacht. Die Dynamik zwischen Kassandra und Helena wirkte authentisch, nichts wurde überstürzt, und gerade die Mischung aus slow burn, forbidden love und touch her and die hat mir unglaublich gut gefallen. Ihre Gefühle füreinander sind greifbar und sorgen für einige sehr emotionale Momente. Zudem wird hier auch das Thema Asexualität angeschnitten, was ich für die Geschichte einfach perfekt fand. So wirkt die Beziehung der beiden nochmal nahbarer und emotionaler.

Natürlich weicht die Geschichte vom klassischen Mythos ab, doch sie bleibt gleichzeitig nah genug, um authentisch zu wirken. Die Götterwelt, der Krieg um Troja und die persönlichen Schicksale der Frauen werden spannend und mitreißend erzählt. Besonders die Interaktionen zwischen Kassandra und Apollon waren dramatisch – die Dynamik zwischen den beiden war bedrückend, aber auch fesselnd. Einzig der Einstieg war für mich etwas schleppend, doch sobald die Geschichte an Fahrt aufnahm, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Das Finale war dann absolut packend und hat mich mitgerissen, gerade im Hinblick auf Emanzipation und Feminismus.

Auch sprachlich hat mich Princess, Prophet, Saviour überzeugt. Der Stil ist flüssig und atmosphärisch, man läuft praktisch mit den beiden mit. Besonders gut gefallen haben mir die feministische Perspektive und die Diversität, die auf natürliche Weise in die Geschichte eingeflochten wurden. Es war toll, eine klassische Geschichte aus einem modernen Blickwinkel zu erleben und dabei so viele gesellschaftlich relevante Themen wiederzufinden, die auch heute Relevanz haben.

Princess, Prophet, Saviour

Die Prophezeiung gehört mir, und die Zukunft gehört uns, und ich werde sie so gestalten, wie es mir richtig erscheint.

Princess, Prophet, Saviour, S. 575.

Mein Fazit

Insgesamt ist Kassandras Geschichte eine beeindruckende Neuerzählung der trojanischen Sage, die mit emanzipierten Protagonistinnen, einer authentischen Liebesgeschichte und einem packenden Finale punktet. Lediglich zu Beginn gab es ein paar Längen. Wer sich für griechische Mythologie interessiert, aber eine moderne, feministische Interpretation sucht, wird hier definitiv fündig.

Daher bewerte ich “Princess, Prophet, Saviour” mit

Eckdaten auf einen Blick

Titel: Princess, Prophet, Saviour
Autor*in: Bea Fitzgerald
Hier in Deutschland erschienen: August 2024
Genre: High Fantasy
Empfohlen: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-570-18099-0
Seitenzahl der Printausgabe: 592 Seiten
Preis: 20€ als gebundene Ausgabe (z.B. bei Thalia*)

*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem CBJ Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.

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