Jugendbücher Rezensionen

Escape: Der Schlüssel sind wir

Wenn ich mir Jugendbuchneuerscheinungen anschaue, achte ich auch immer auf mögliche Lektüren für den Deutschunterricht. Bei “Escape – Der Schlüssel sind wir” hab ich definitiv Potenzial gesehen, denn die Idee: ein Escape Room in der Schule, demokratische Fragestellungen und Schüler*innen, die psychisch und physisch an ihre Grenzen getrieben werden, klang wie “Die Welle”, nur in modern. Leider konnte mich die Umsetzung dann aber nicht so richtig überzeugen.

Es ist für euch die Stunde Null, in der alles anfängt, ab der die neue Zeit beginnt.

Escape: Der Schlüssel sind wir, S. 10.

Worum geht es?

Es sollte der krönende Abschluss einer Politik-Projektwoche sein: Sechs Schülerinnen und Schüler der achten Klasse, ein Escape Game zum Thema Demokratie und fünf Stunden Zeit, das Spiel zu gewinnen. Doch das Spiel verlangt nicht nur Wissen und Geschick von den Jugendlichen, sondern sie werden selbst Teil des Experiments, indem ihre tiefsten Überzeugungen auf die Probe gestellt werden. Nach und nach gewinnen Missgunst, Rivalität und Machtmissbrauch die Oberhand. Als auch noch private Konflikte hochkochen, steht die Gruppe an einem Scheidepunkt: Schaffen sie es, sich auf ihr gemeinsames Ziel zu besinnen, bevor die Situation völlig aus dem Ruder läuft? (Klappentext)

Rezension

Die Geschichte startet mit einer spannenden Grundidee: Eine Politik-Projektwoche, ein Escape Room, Schüler*innen, die sich mit demokratischen Fragen auseinandersetzen müssen. Klingt nach einem innovativen und vielversprechenden Plot, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregen könnte. Der Escape Room an sich war gut durchdacht. Die verschiedenen Räume, die irreführenden Aufgaben und die Art, wie unterschiedliche Kompetenzen abgefragt wurden, hatten Potenzial. Das Setting an sich konnte mich also durchaus fesseln.

Probleme hatte ich dagegen mit dem Schreibstil. Die Sprache wirkte abgehackt, bestand oft aus sehr kurzen Sätzen und war im Satzbau wie auch in der Wortwahl wenig abwechslungsreich. Dazu kam eine gewollte Jugendsprache, die für mich eher anstrengend als authentisch wirkte. Gerade weil das Thema so viel Tiefe erlaubt hätte, empfand ich diesen Stil als unpassend.

Auch inhaltlich hat mir einiges gefehlt. Die Rahmenbedingungen der Projektwoche wurden kaum erklärt, man wird direkt in den Escape Room „geworfen“, ohne zu verstehen, warum oder wie das Ganze eigentlich organisiert ist. Auch die Überwachung durch andere Schüler*innen und eine Aufsichtsperson war als Idee spannend, blieb aber ebenfalls oberflächlich.

Die Figuren im Escape Room konnten mich leider ebenfalls nicht überzeugen. Sie wirkten blass, eindimensional und sehr stereotypisch angelegt – vom beliebten Mädchen und der Migrantin bis zur Streber war alles dabei, aber echte Tiefe oder eine Entwicklung blieben aus. Sympathisch war mir am Ende kaum jemand, was es schwer machte, mitzufiebern. Schade! Inhaltlich fehlte mir dadurch ein bisschen der Fokus. Oft hatte ich den Eindruck, dass der Escape Room willkürlich Aufgaben stellte, ohne dass ein klarer roter Faden erkennbar war. Demokratische Fragen wurden zwar angerschnitten, aber kaum detaillierter behandelt. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht…

Am Ende des Buches blieb bei mir leider das Gefühl, dass einfach “mehr drin gewesen wäre”. Der Plot hatte Potenzial, aber sowohl Figuren als auch Themenausarbeitung blieben an der Oberfläche. Gerade bei einem Jugendroman zu einem so wichtigen Thema wie Demokratie hätte ich mir mehr Tiefgang, greifbare Charaktere und eine klare Botschaft gewünscht.

Schon spannend, wie unsere Laborratten mit der Wahrheit umgehen.

Escape: Der Schlüssel sind wir, S. 63.

Mein Fazit

Eine vielversprechende Idee, die spannend hätte werden können, in der Umsetzung aber leider schwächelt – sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Von mir gibt es dementsprechend leider keine Leseempfehlung und ich werde es auch nicht im Unterricht verwenden.

Daher bewerte ich “Escape: Der Schlüssel sind wir” mit

Eckdaten auf einen Blick

Titel: Escape: Der Schlüssel sind wir
Autor*in: Manfred Theisen
Hier in Deutschland erschienen: Juli 2025
Genre: Jugendbuch
Empfohlen: ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-570-31731-0
Seitenzahl der Printausgabe: 240 Seiten
Preis: € als broschierte Ausgabe (z.B. bei Thalia*)

*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem CBJ Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.

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