Fantasy & Dystopie Rezensionen

Krabat (Illustrierte Sonderausgabe)

Die Geschichte von “Krabat” und der Mühle im Koselbruch begleitet mich schon seit meiner Kindheit. Ich habe das Buch mit Sicherheit mehr als zehn Mal gelesen und kann die ersten Absätze praktisch auswendig. Meine eigene Ausgabe aus Kinderzeiten fällt dementsprechend schon ein wenig auseinander. Da kam mir die illustrierte Sonderausgabe zum 100-jährigen Geburtstag von Otfried Preußler gerade recht. Wie mir die Neuauflage und vor allem die Gestaltung gefallen hat, erzähle ich euch in diesem Beitrag.

Elf Raben saßen auf einer Stande und blickten ihn an.
Er sah, dass ein Platz auf der Stange frei war, am linken Ende.

Krabat , S. 10.

Worum geht es?

Dem 14-jährigen Krabat erscheinen in einer Winternacht elf Raben in seinen Träumen. Er kann ihrem Ruf nicht widerstehen und macht sich auf den Weg zur gefürchteten Mühle am Koselbruch. Dort angekommen verspricht ihm der unheimliche Müllermeister ein leichtes und schönes Leben – zu einem hohen Preis. Doch wie kann die Verstrickung mit dem Bösen beendet werden, wie der Meister besiegt werden? Nur eines hat diese Macht: Die bedingungslose Liebe eines Mädchens. (Klappentext)

Rezension

Die Geschichte wird aus Krabats Perspektive erzählt. Im Gegensatz zu heutiger Literatur wirkt die Sprache recht distanziert, trotzdem fiebert und leidet man mit Krabat mit: wie er an die Mühle kommt, sich dort einfindet, hinter die Mauern der Magie blickt, die den Meister umgeben… all das passiert in einem Setting des 17. Jahrhunderts, sodass man das Gefühl hat, einen historischen Roman über einen Müllersgesellen zu lesen – nur eben einen, der Magie beherrscht. “Krabat” ist eine Geschichte um Mut, Vertrauen, Freundschaft und Liebe. Vor allem die Freundschaft, die unter den Müllersjungen herrscht, zu Tonda und Juro und Lyschko, hat mich auch beim erneuten Lesen wieder begeistert. Die Liebesgeschichte von Krabat und der Kantorka (die Vorsängerin in der Osternacht) wirkt dagegen aus heutiger Perspektive oberflächlich, da sie von Liebe und Vertrauen sprechen, ohne sich wirklich zu kennen. Doch im Kontext der damaligen Zeit ergibt auch das irgendwie Sinn und fügt sich in die Geschichte ein.

Die Illustrationen von Mehrdad Zaeri fangen die bedrückende und doch magische Stimmung auf der Mühle perfekt ein. Vor allem der Stil, der den Meister als oberlebensgroß darstellt, gefällt mir sehr. Aber auch die zarten Bilder mit Krabat und der Kantorka passen wunderbar.

Kritisch dagegen sehe ich einen anderen Punkt: den Umgang mit rassistischen Begriffen. Die Geschichte beginnt damit, dass Krabat sich mit zwei anderen Betteljungen als die Heiligen Drei Könige verkleidet, um zu singen und sich so Nahrung zu erbitten. Hier fällt in Bezug auf Caspar, der in den Geschichten als BIPoC gelesen wird, mehrmals ein Begriff, der heute nicht mehr zeitgemäß ist. Ich hätte mir im Optimalfall gewünscht, dass der Begriff gestrichen beziehungsweise ersetzt wird (wie es etwa bei Pippi Langstrumpf passiert ist) oder zumindest das Thema im Nachwort nochmal aufgegriffen wird. Das passiert hier leider nicht.

Krabat

Auf dieser Mühle sind noch ganz andere Dinge möglich – das solltest du mittlerweile gemerkt haben.

Krabat , S. 125.

Mein Fazit

Insgesamt war die Sonderausgabe von Krabat für mich eine Reise in meine eigene Kindheit und ich habe die Lektüre sehr genossen. Auch die Neuauflage mit den Illustrationen ist für mich ein absolutes Highlight! Kritisieren muss ich allerdings den Umgang mit rassistischen Begriffen, wodurch ich einen Stern in der Bewertung abziehe. Hier würde ich mir mehr Achtsamkeit wünschen.

Daher bewerte ich “Krabat ” mit

Krabat

Eckdaten auf einen Blick

Titel: Krabat
Autor: Otfried Preußler
Illustrator: Mehrdad Zaeri
Hier in Deutschland erschienen: August 2023
Genre: Urban Fantasy
Empfohlen: ab 12 Jahren
ISBN: 978-3-522-20285-5
Seitenzahl der Printausgabe: 320 Seiten
Preis: 28€ als gebundene Ausgabe (z.B. bei Thalia*)

*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Thienemann Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.

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