
Die Autorin Katharina Seck habe ich über ihre „Dunkeldorn-Chroniken“ kennengelernt, eine absolut großartige Fantasy-Trilogie. Mit „Die Vermesserin der Worte“ hat Katharina nun einen Belletristik-Titel veröffentlicht. Und diese Geschichte war – so viel vorab – ein absolutes Jahreshighlight! ❤️ Warum mir die Geschichte so gut gefallen hat, erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Besser als mit raschelnden Buchseiten in der Hand, dachte Ida, konnte man nicht in den Tag starten.
Die Vermesserin der Worte, S. 52.
Worum geht es?
Ida ist eine Autorin ohne Worte. Ihr Kopf ist so leer wie die weißen Blätter Papier auf ihrem Schreibtisch. Aus der Not heraus nimmt sie einen Haushaltsjob an und lebt fortan bei der älteren Dame Ottilie, die ungern spricht und mit jedem Tag ohne Worte und Silben ein wenig mehr zu verblassen scheint. In dem heruntergekommenen Herrenhaus findet Ida bald unter dicken Schichten aus Staub, Moder und Vergangenheit unzählige Schätze aus Papier und Erinnerungen; Erinnerungen eines Lebens in Glanz, der nach und nach abblättert. Bald erkennt Ida, dass Ottilies Faden zur Gegenwart zu reißen droht – und Ida Worte finden muss, um Ottilies Verblassen zu verhindern. Im Schein des Kaminfeuers beginnt Ida eine Geschichte zu erzählen, die nicht nur Ottilies alte Wunden zu heilen vermag, sondern auch Ida eine Antwort auf ihre drängendste Frage liefert – jene nach dem Gewicht der Worte. (Klappentext)
Rezension
Die Geschichte wird zu großen Teilen aus der Perspektive von Ida erzählt. Ida ist auf der einen Seite eine etwas unsichere, dann aber auf der anderen Seite auch sehr pragmatische Protagonistin, worin ich mich sehr wiedererkannt habe. Ich mochte auch ihre Art, Dinge zu hinterfragen, gern. Ottilie Selig, die andere Protagonistin, kann man zu Beginn nicht so gut einschätzen, das legt sich aber, sobald ihre Hintergründe und ihre Vergangenheit offenbart werden. Vor allem die fragile Beziehung der beiden Frauen hat mir gut gefallen, weil es einfach eine so besondere Freundschaft war.
Neben Ida und Ottilie spielen vor allem die Bewohnenden von Waldbruch sowie der Briefträger von Ida aus ihrem Heimatort eine Rolle. Die Charaktere sind alle individuell gestaltet und man bekommt schnell ein Gefühl für den Ort und die Befindlichkeiten der Menschen in Ottilies Heimat.
Die Handlung der Geschichte ist eher ruhig und es gibt wenig Spannungshöhen. Stattdessen ist ständig eine latente Unsicherheit und Neugierde vorhanden, weil man mehr über Ottilie und ihre Hintergründe erfahren will. Besonders gefallen hat mir hier, dass es eine Geschichte in der Geschichte gibt, nämlich die Geschichte der „Wortvermesserin“, bei der es sich eigentlich um Ottilies Leben handelt. Zudem gibt es – wenn man das so interpretieren möchte – einen kleinen Fantasyaspekt. Aber auch ohne diesen funktioniert die Geschichte wunderbar. Dabei gibt es auch einige emotionale und dramatische Szenen, die mich vor allem im letzten Viertel des Buchs zu Tränen gerührt haben.
Was mich aber besonders begeistert hat, ist die poetische und dadurch wunderschöne Sprache der Autorin. Es gibt viele sprachliche Bilder und Metaphern, die den Roman so viel tiefgreifender machen, als es auf den ersten Blick scheint. Ich habe mir dazu (und das mache ich nie!) einige meiner liebsten Stellen markiert und mit Post-Its versehen. So so schön! ❤️

[Sie] hatte Angst vor dem Neuen, denn ohne Angst konnte kein Mut sein, und mutig wollte sie unbedingt sein, so mutig wie all die Figuren, mit denen sie Nacht für Nacht Schlachten aus Buchstaben und Kämpfe aus Zeilen geschlagen hatte…
Die Vermesserin der Worte, S. 125.
Mein Fazit
Insgesamt hat mich die Geschichte von Ida, Frau Selig und dem papiernen Anwesen absolut begeistern können. Der Roman überzeugt durch eine poetische und eindrückliche Sprache sowie eine ganz ungewöhnliche Beziehung zwischen der jungen Ida und der Seniorin Frau Selig. Denn vor allem die Liebe zum geschriebenen Wort ist es, die die beiden verbindet. Wer Bücher und Geschichten liebt, kann an diesem Buch eigentlich nicht vorbeigehen. Dementsprechend gibt es von meiner Seite eine absolute Leseempfehlung!
Daher bewerte ich “Die Vermesserin der Worte” mit
Eckdaten auf einen Blick
Titel: Die Vermesserin der Worte
Autor*in: Katharina Seck
Hier in Deutschland erschienen: März 2024
Genre: Belletristik
ISBN: 978-3-365-00568-2
Seitenzahl der Printausgabe: 256 Seiten
Preis: 24€ als gebundene Ausgabe (z.B. bei Thalia*)
*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Harper Collins Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.
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