Der Roman Das rote Band der Hoffnung ist mir sofort bei der Vorschau des Magellanverlags ins Auge gesprungen, allein weil das Cover schon sehr eindrücklich ist. Da ich bisher noch wenig Weltkriegsliteratur für Jugendliche gelesen habe, wollte ich diese Geschichte auf jeden Fall lesen – vielleicht auch als eventuelle Schullektüre. Wie mir die Geschichte von Ella gefallen hat, erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Wir vier: Rose, Ella, Mina und Carla.
Das rote Band der Hoffnung, S. 7.
In einem anderen Leben wären wir vielleicht Freundinnen gewesen.
Aber das hier war Birkenau.
Worum geht es?
Seit sie klein ist, lebt Ella bei ihren Großeltern. Ihre Großmutter ist Schneiderin gewesen und hat Ella alles beigebracht, was sie weiß. Das kommt ihr nun im Konzentrationslager Birkenau zugute. Nachdem sie als Jüdin auf dem Schulweg geschnappt und ins KZ transportiert wurde, muss sie nun versuchen, irgendwie zu überleben. Und so kommt sie in die Nähwerkstatt des KZs, wo feine Kleidung für die Ehefrauen der KZ-Wärter hergestellt wird. Eine Arbeit hier bedeutet gleichzeitig, nicht Wind und Wetter ausgesetzt zu sein und zugleich keine schwere Arbeit verrichten zu müssen – ein Glücksgriff also. In der Werkstatt trifft Ella auf Rose, die ein krasser Gegensatz zu Ellas Pragmatismus ist – voller Träume, Wünsche und Fantasiegeschichten über ihre Vergangenheit und die wundervolle Stadt der Lichter. Trotz ihrer Gegensätzlichkeiten freunden sich die beiden Mädchen an und versuchen, irgendwie zu überleben. Denn wenn sie es aus dem KZ hinausschaffen, haben sie einen großen Plan: eine eigene Schneiderei in der Stadt der Lichter…
Rezension
Die Geschichte wird aus Ellas Perspektive erzählt. Schonungslos und direkt erzählt sie von ihrer Umgebung, alles aber aus der Perspektive einer 14-Jährigen – manches ist ihr klar, manches versteht sie (noch) nicht. Als Leser:in ist man gleichzeitig schockiert, die Zustände im KZ so nah vor Augen zu haben. Ella ist eine wunderbare Protagonistin, die für die Geschichte “wir gemacht” ist. Nüchtern, pragmatisch, aber gleichzeitig auch immer noch voller Hoffnung. Mir war sie von Anfang an sehr sympathisch. Ebensosehr mochte ich aber auch Rose, die als Gegenpart zu Ella eben sehr verträumt und naiv wirkt. Dennoch schaffen die beiden es, sich anzufreunden und sich zur Seite zu stehen. Man kommt den beiden beim Lesen so nah, dass man den ganzen Roman über mitfiebert und -bangt, wie die Geschichte für sie ausgeht.
Natürlich braucht ein Buch wie dieses auch Antagonist:innen und diese sind besonders faszinierend gezeichnet: da wäre Mina, die in der Nähwerkstatt das Sagen hat und am liebsten nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist, aber trotzdem ebenfalls Insassin des KZs ist. Und natürlich Carla, die als Aufseherin fungiert und Rose und Ella das Leben schwer macht – bis sie selbst in Gefahr gerät.
Die Handlung fängt zunächst langsam an und lebt insgesamt von den leisen Tönen. Die Misshandlungen und willkürliche Behandlung durch die KZ-Aufseher, dazu der ständige Hunger, Kälte, Nässe, Krankheit, Tod. All diese Dinge sind ständig um Ella herum und sie muss versuchen, die Hoffnung nicht zu verlieren. Erst im letzten Drittel des Buches geht dann vieles zum Kriegsende Schlag auf Schlag und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil es so spannend wurde. Auch das Ende und die Auflösung waren einfach absolut passend und wunderbar. Insgesamt hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass stark auf eine realistische Darstellung der Umstände im KZ geachtet wurde. Mit meinem (definitiv nicht perfekten) historischen Hintergrundwissen ließ sich die Geschichte jedenfalls gut verorten.
Die Sprache von Lucy Adlington war für mich sehr eindrücklich und nah, man konnte gut folgen und auch mitfiebern und -bangen. Bei solchen Büchern macht es dann – trotz der Thematik – auch einfach Spaß, sie zu lesen. Das Cover gefällt mir ebenfalls gut, die Plakativität mit der Häftlingskleidung als Hintergrund ist einfach großartig. Einziger Kritikpunkt an dem ganzen Buch: ich hätte gern einzelne Kapitel gehabt, stattdessen ist das Buch in vier große Teile geteilt. So wusste ich nicht so richtig, wo ich aufhören sollte – und habe das Buch im Endeffekt an einem Abend ausgelesen.
Du bist ein Fuchs. […] Ein Fuchs ist ein Überlebenskünstler, der seiner kleinen Familie treu und sehr anpassungsfähig ist. Füchs haben scharfe Zähne, um anzugreifen und sich zu verteidigen, aber sie haben auch warmes, weiches Fell, das zum Kuscheln einlädt.
Das rote Band der Hoffnung, S. 178.
Mein Fazit
Insgesamt ist die Geschichte von Ella und Rose eine großartige Geschichte über Freundschaft, Mut und Hoffnung angesichts dieser katastrophalen und beängstigenden Umstände, die im KZ vorgeherrscht haben. Authentische und sympathische Charaktere gehen Hand in Hand mit einer realistisch wirkenden Handlung – von mir gibt es eine ganz große Leseempfehlung, definitiv ein Jahreshighlight!
Daher bewerte ich “Das rote Band der Hoffnung” mit
Eckdaten auf einen Blick
Titel: Das rote Band der Hoffnung
AutorIn: Lucy Adlington
Hier in Deutschland erschienen: Juli 2021
Genre: Jugendbuch
Empfohlen: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7348-5057-8
Seitenzahl der Printausgabe: 336 Seiten
Preis: € als broschierte Ausgabe (z.B. beim Verlag*)
*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Magellan Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.
Ein Kommentar
Monthly Read - August 2021 - Himmelsblau.org
8 September, 2021 at 10:02[…] Das rote Band der Hoffnung von Lucy Adlington (5 Sterne – Rezension) […]