
Von Jennifer Schumann hatte ich letztes Jahr “Without a Word” gelesen (zur Rezension) und war unfassbar begeistert von ihrem Schreibstil und der Tiefe der Geschichte. Als dann ein neuer Roman von ihr angekündigt wurde, war mir sofort klar, dass ich auch dieses Buch lesen muss! Wie mir die Geschichte von Emma und Lucien gefallen hat, erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Jeder Idiot wusste, dass der Weg in die Freiheit übersät war mit Tränen, Schweiß und Schmerz.
Tell me tomorrow, S. 9.
Worum geht es?
Emma hat gerade ihr Studium an der ESMOD, einer berühmten Modeschule in Paris, begonnen und kämpft sich irgendwie durch die ihr gestellten Aufgaben. Als sie sich eines Abends mit ihren Kommilitoninnen auf einen Drink trifft, stürmen plötzlich bewaffnete Männer die Bar. Emma, die gerade im hinteren Teil der Bar ist, wird von einem ihr unbekannten Mann in einen Raum gezogen, dort beruhigt und abgelenkt und so vermutlich vor den Tätern gerettet. Bei ihrem Retter handelt es sich um Lucien – der ihr seit diesem Abend nicht mehr aus dem Kopf geht. Als sie dann die Chance bekommt, in seinem Restaurant einen Aushilfsjob anzunehmen, ergreift sie die Gelegenheit. Doch auch wenn sie ein schicksalhafter Abend zusammengebracht hat, ist es schwerer als gedacht, auch mit dem Alltag zurechtzukommen…
Rezension
Die Geschichte wird aus Emmas und Luciens Perspektive erzählt. Emma mochte ich als Protagonistin wirklich gern, weil sie pragmatisch ist und “anpackt”, gleichzeitig aber auch sehr nahbare Emotionen zeigt. Lucien war mir manchmal etwas zu sprunghaft, nachdem man aber hinter seine Fassade blicken konnte, habe ich auch ihn schnell ins Herz geschlossen. Gemeinsam haben die beiden definitiv Vibes, die einen beim Lesen mitreißen. Neben den beiden nehmen vor allem Luciens und Emmas Freunde viel Raum ein. Vor allem Emmas Mitbewohnerin Sharon ging mir wahnsinnig auf die Nerven, da sie sehr biestig und direkt war, teilweise mMn sogar verbal übergriffig. Mathis und Pascal dagegen mochte ich sehr, vor allem Pascal ist einfach ein Goldstück.
Die Geschichte beginnt am Abend des in der Zusammenfassung bereits erwähnten Anschlags. Dabei wird für mich ein eindeutiger Bezug zu den Terroranschlägen im November 2015 in Paris hergestellt (Infos dazu hier). Grundsätzlich war ich zunächst unschlüssig, wie ich es finde, dass Anschläge egal an welchem Ort als Grundlage für einen Roman gewählt werden. Beim Lesen musste ich dann feststellen, dass der Anschlag an sich nach den ersten drei Kapiteln nur noch in Nebensätzen Erwähnung findet. Hier hätte ich mir mehr – auch kritische! – Auseinandersetzung gewünscht. Da wurde für mich einiges an Potenzial verschenkt, denn im Endeffekt ist es zwar eine schöne Liebesgeschichte – aber mehr eben auch nicht. Am Ende gibt’s nochmal ein bisschen Drama und natürlich gibt es die eine oder andere Hürde zu überwinden, diese haben aber nichts mit dem Anschlag oder der Verarbeitung desselben zu tun.
Sprachlich mochte ich Jennifers Roman wieder sehr, man kommt flüssig durch und fliegt geradezu durch die Seiten. Auch die französischen Begriffe und Einschübe mochte ich gern, so gab’s nochmal mehr Paris-Atmosphäre. Die neuen Cover von Moonnotes finde ich spannend und mag dieses auch wirklich gern – wobei ich die Schlüsselanhänger mit Handschellen und Patrone nicht so gelungen finde.

In diesem Moment wurde mir erst so richtig bewusst, dass Lucien nicht der aalglatte, schimmernde reiche Junge war, der dank seiner Herkunft so viele Möglichkeiten hatte. […] Vielleicht war es für Lucien sogar noch schwerer, seinen Weg zu gehen und sich von seiner Familie zu lösen.
Tell me tomorrow, S. 207.
Mein Fazit
Insgesamt konnte mich die Geschichte also leider nur in Teilen überzeugen. Pluspunkte gibt es für die Darstellung von Emma und Lucien und ihre Annäherung aneinander, vor allem der Druck, der von Eltern ausgehen kann, wird hier schön verdeutlicht. Die Thematik mit dem Anschlag bzw. vor allem dessen traumatische Auswirkungen auf Menschen kommen für mich zu kurz. Für die Handlung ist es kaum relevant und hätte zum Beispiel auch durch einen Überfall ohne Terrorhintergrund ersetzt werden. Schade!
Daher bewerte ich “Tell me tomorrow” mit
Eckdaten auf einen Blick
Titel: Tell me tomorrow
Autor*in: Jennifer Schumann
Hier in Deutschland erschienen: April 2023
Genre: New Adult
Empfohlen: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-96976-033-8
Seitenzahl der Printausgabe: 352 Seiten
Preis: 15€ als broschierte Ausgabe (z.B. bei Thalia*)
*sponsored post ~ Dieser Post ist in Kooperation mit dem Moon Notes Verlag entstanden. Das Buch wurde mir kostenlos für die Rezension zur Verfügung gestellt. Die Fotos sind selbst gemacht und ich gebe meine eigene Meinung wieder. Mehr dazu findet ihr in meinem Kooperationsstatement.
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