Das Buch Ein Kleid aus Seide und Sternen stand eigentlich erst so gar nicht auf meiner Leseliste. Ich fand zugegeben das Cover nicht sehr ansprechend (obwohl es zweifellos hübsch gemacht ist) und so umging ich den Instagram-Hype, der vor einem Jahr um die Geschichte losging. Vor kurzem ergab sich dann aber dank der Neubeschaffungen in der Schulbibliothek doch die Möglichkeit, es zu lesen, die ich auch nur zu gern ergriffen habe – denn die Neugier war irgendwie doch immer da. Wie mir die Geschichte von Maia und Edan gefallen hat – und ob sie “worth the hype” ist – erzähle ich euch in diesem Beitrag.
Wie unglaublich es auch war, die Schere konnte nicht nur schneiden, sondern auch sticken. […] Wie von Zauberhand.
Ein Kleid aus Seide und Sternen, S. 67.
Eine Zauberhand, der ich nicht Einhalt gebieten konnte.
Worum geht es?
Maia Tamarin ist die Tochter eines Schneiders. Seit ihrer Kindheit ist sie wissbegierig und lernt das Handwerk des Schneiderns von klein auf. Als jedoch ihre Brüder im Krieg bleiben oder verwundet zurückkehren und der Kaiser nach einem neuen Hofschneider sucht, fasst Maia einen gefährlichen Plan: sie verkleidet sich als Junge und reist an den Hof, um am Wettbewerb um den Hofschneiderposten teilzunehmen und somit finanzielle Sicherheit für ihre Familie zu erlangen. Dabei begibt sie sich jedoch in Gefahr, denn niemand darf wissen, dass sie ein Mädchen ist.
Und als wäre das nicht genug, muss sie auch noch eine unmögliche Aufgabe erfüllen, um den Posten als Hofschneider zu bekommen: sie soll drei Brautkleider fertigen, die aus den Essenzen von Sonne, Mond und Sternen bestehen. Zur Seite steht ihr dabei der geheimnisvolle Magier Edan, der als Vertrauter des Kaisers aber ebenfalls eine Gefahr darstellen könnte…
Rezension
Die Geschichte wird ausschließlich aus Maias Perspektive erzählt. Sie ist eine mutige und reflektierte Protagonistin, die jedoch auch manchmal zweifelt und sich und ihre Fähigkeiten realistisch einschätzt. Dabei wirkte sie eher wie ein Kopfmensch – bis Edan kommt, der auch ein wenig einen Herzmenschen aus ihr macht. Dabei wirkt sie aber trotzdem immer sympathisch und authentisch. Edan dagegen konnte ich lange nicht einschätzen, erst im letzten Drittel wurde er mir sympathisch. Insgesamt gibt es da einfach zu viele Geheimnisse um ihn und seinen Charakter, die ich persönlich etwas übertrieben fand und die gern eher hätten aufgeklärt werden können.
Die Handlung erinnert zunächst ein wenig an Mulan, da Maia ebenfalls, verkleidet als Junge, für ihren Vater zum Kaiser reist (aber nicht in den Krieg zieht), um ihn zu beschützen und sich für die Familie einzusetzen. Spätestens nach der Ankunft im Palast ist diese Parallele dann aber weniger präsent und die Handlung bekommt mehr Individualität. Der Ablauf des “Wettbewerbs” zum Hofschneider nimmt etwa ein Drittel des Buches ein, was ich leider etwas zu wenig fand, hier hätte ich mir mehr Input zum Prozess der Aufgaben und auch der anderen Kandidaten gewünscht. Der Teil, der nach dem offiziellen Wettbewerb stattfindet, ist dafür allerdings extrem spannend und aufwühlend. Im letzten Drittel konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, weil es so mitreißend war.
Das Setting spielt in einem asiatisch angehauchten Land, was sich auch durch die Speisen und die Kleidung zeigt. Allerdings spielt auch Magie eine große Rolle, wobei sie gleichzeitig nicht von allen gewünscht ist – so gibt es auch Personen oder ganze Völker, die Magie ablehnen oder sogar verfolgen. Wie genau diese Magie – vor allem bei Maia – funktioniert, wird leider nicht wirklich genau erklärt, auch die politische Situation des Landes wird nur oberflächlich gestreigt. Lediglich bei Edans Art, Magie zu wirken, gibt es später etwas mehr Erklärungen. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte sehr atmosphärisch geschrieben und man bekommt einen guten Eindruck von Maias Reise.
Sprachlich konnte mich das Buch sehr überzeugend! Detaillierte und zugleich interessante Beschreibungen, amüsante Dialoge und auch eine Portion Ironie und Selbstkritik – genau die richtige Kombination ❤ Das Cover ist wirklich schön gestaltet mit den asiatischen Mustern, gleichzeitig finde ich die Idee des “schwebenden” Kleids aber irgendwie seltsam. Das ist aber definitiv subjektiv und geht nicht in die Bewertung ein.
Es waren neunundvierzig Stufen bis hinunter in den Kerker des Palastes.
Ein Kleid aus Seide und Sternen, S. 181.
Ich wusste nicht, warum ich sie zählte.
Vielleicht, um mich zu beruhigen.
Ein hoffnungsloses Unterfangen.
Mein Fazit
Insgesamt hatte ich viel Freude dabei, Maia auf ihrer Reise zu begleiten. Die Geschichte überzeugt durch interessante Charaktere, ein tolles Worldbuilding mit magischen Elementen und eine weitgehend spannende Handlung. Lediglich an einigen Stellen hätte ich mir mehr Input gewünscht, zum Beispiel zur politischen Situation des Landes oder eben zur Magie von Maia. Dennoch gibt es hier eindeutig eine Leseempfehlung!
Daher bewerte ich “Ein Kleid aus Seide und Sternen” mit
Eckdaten auf einen Blick
Titel: Ein Kleid aus Seide und Sternen
AutorIn: Elizabeth Lim
Hier in Deutschland erschienen: Juli 2020
Genre: Fantasy
Empfohlen: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-551-58415-1
Seitenzahl der Printausgabe: 448 Seiten
Preis: 16€ als broschierte Ausgabe (z.B. bei Thalia)
3 Kommentare
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